Starke Regelblutung
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Lesedauer: 4 Minuten

Überraschende Begleiterscheinungen der Menopause

Leiden Frauen ab Mitte 40 unter Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen, wird das sofort mit der Menopause in Verbindung gebracht. Es gibt aber auch Beschwerden, bei denen viele nicht direkt an die Wechseljahre denken: zum Beispiel Zyklusstörungen, Blasenentzündungen oder Osteoporose.

Wechseljahre: verringerte Hormonproduktion

Die wichtigsten weiblichen Geschlechtshormone sind Östrogen und Progesteron. Sie werden vorwiegend in den Eierstöcken produziert und gehen mit einem regelmäßigen monatlichen Zyklus einher. Während des Heranreifens der Eizelle, des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut und der nachfolgenden monatlichen Blutung, wenn die Befruchtung ausbleibt, verändern sich die Hormonspiegel auf eine fein abgestimmte Weise.1

Ab der Lebensmitte beginnen bei Frauen normalerweise die Wechseljahre (Klimakterium), also die Jahre unmittelbar vor und nach der letzten Regelblutung (Menopause).2 Dann lässt die Produktion der Hormone nach, ihr Gleichgewicht zueinander verschiebt sich, und schließlich kommt es zum Hormonmangel. Das hat ganz verschiedene Auswirkungen im Körper der Frau.3

 

Östrogendominanz stört Zyklus

Häufig tritt während der Perimenopause, also in den Jahren vor der Menopause, zuerst eine sogenannte Östrogendominanz auf. Dabei steht viel Östrogen nur wenig Progesteron gegenüber. In der Folge kann der Menstruationszyklus gestört sein: Die Regelblutung kann von Zwischenblutungen begleitet sein, sie kann schwächer ausfallen, ganz ausbleiben – oder im Gegenteil deutlich stärker werden (Hypermenorrhoe) als sie vorher war.4
Übermäßige Blutungen sind ein häufiges Symptom in der Perimenopause.3,5,6 Sie treten insbesondere zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr7 auf und können die Lebensqualität der betroffenen Frauen erheblich beeinträchtigen.  Bei der sogenannten Menorrhagie kann die Blutung länger als sieben Tage anhalten, und die Frauen verlieren mehr als 80 Milliliter Blut. Das kann zu einem Eisenmangel führen. 8 Auch verstärkte Beschwerden aufgrund des Prämenstruellen Syndroms (PMS) sind möglich.4

Sprechen Sie bei übermäßig starken Blutungen mit Ihrem Frauenarzt – es handelt sich dabei um ein medizinisch anerkanntes Problem, für das es verschiedene Behandlungsmethoden gibt. Falls sie bezüglich Ihrer Periode unsicher sind, können sie den Selbst-Check machen, ob sie noch normal ist.

Weniger Östrogen: mehr Blasenentzündungen

Das Hormon Östrogen vermittelt seine Wirkungen über Östrogenrezeptoren. Diese sitzen zum Beispiel in der Scheide und dem äußeren Genital (Vulva), aber auch in der Harnröhre und der Blasenwand. Der zunehmende Östrogenmangel in den Wechseljahren sorgt bei zahlreichen Frauen für das sogenannte urogenitalea Menopausensyndrom, das mit allerlei Beschwerden verbunden sein kann:9

  • Scheidentrockenheit und in der Folge oft Schmerzen beim Geschlechtsverkehr10
  • Scheidenentzündung
  • Entzündung der Harnblase oder der Harnröhre
  • schmerzhafte Blasenentleerung
  • Harninkontinenz
  • wiederkehrende Harnwegsinfektionen

Wenn die Schleimhaut dünner und trockener wird, können Erreger leichter aufsteigen und eine Blasenentzündung (Zystitis) auslösen.9,10 Unterstützt wird das durch eine Veränderung der bakteriellen Besiedlung der Scheide (Vaginalflora), die ihren Schutzeffekt verliert.9

 

Das Urogenitalsystem umfasst Harn- und Geschlechtsorgane

Scheidenflora schützt Scheide und Blase

Wenn bei Mädchen die Pubertät einsetzt, sorgt die Produktion des Hormons Östrogen dafür, dass die Scheide von der typischen Scheidenflora – genauer: Milchsäurebakterien (Laktobazillen) – besiedelt werden kann. Diese „guten“ Bakterien produzieren Milchsäure, die den pH-Wert der Scheide senkt. Sowohl das saure Milieu als auch die Milchsäurebakterien bekämpfen potenziell krankmachende Bakterien – und können so auch vor Scheiden- und Blasenentzündungen schützen.11

In der Postmenopause produziert der Körper kaum noch Östrogen. Dadurch wird den Milchsäurebakterien die Nahrungsgrundlage entzogen, und die Bakterienbesiedlung in der Scheide verändert sich; auch der pH-Wert steigt. In der Folge geht die Schutzwirkung verloren.11

Lokales Östrogen kann Beschwerden verringern

Daten der BARMER GEK aus den Jahren 2012 und 2013 zeigen: Bei Frauen ist in den drei Altersgruppen über 70, über 80 und über 90 Jahre die Häufigkeit von akuten Blasenentzündungen am höchsten.12 Genau dann also, wenn kaum noch Schleimhaut vorhanden ist.

Zur Vorbeugung wiederkehrender Blasenentzündungen empfiehlt die Leitlinie zu unkomplizierten Harnwegsinfekten Frauen in der Postmenopause die lokale Anwendung von Estriol, einem Östrogen. Vaginalcremes, die dies enthalten, sind zur Behandlung des Gewebeschwunds in der Scheide zugelassen. Wie eine Analyse mehrerer Studien ergab, kann lokales Estriol die Ansiedlung potenzieller Erreger verringern und den pH-Wert senken. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das Hormon den Schleimhautaufbau und dadurch die (Wieder-)Ansiedlung von Milchsäurebakterien fördern kann.12,13

Als vorteilhaft haben sich auch Zäpfchen (oder Kapseln) mit Laktobazillen erwiesen. Laut einer Studie können sie das wiederholte Auftreten von Blasenentzündungen vermindern.14 Dagegen steigert Restharn, der in der Blase verbleibt, die Rate von Blasenentzündungen.13

Postmenopausale Osteoporose

Nach der Menopause leidet etwa jede dritte Frau an einer krankhaften Veränderung des Knochenstoffwechsels, die zu einem verstärktem Knochenabbau führt.15
Im Knochengewebe laufen sowohl Auf- als auch Abbauprozesse ab. Dabei überwiegt in den ersten drei Lebensjahrzehnten der Aufbau. Verläuft er ungenügend, begünstigt er im späteren Leben eine Osteoporose. Denn danach dominiert der Abbau – und pro Jahr geht etwa ein Prozent der Knochenmasse verloren.15 Wird der natürliche Knochenabbau gesteigert, sprechen Fachleute von Knochenschwund (Osteoporose).15,16 So kann sich die Abnahme der Knochenmasse unter Östrogenmangel auf vier Prozent beschleunigen; Knochenqualität und -dichte nehmen ab. In der Folge können die Knochen durch Belastungen oder durch Stürze leichter brechen.15
Neben einem Östrogenmangel beeinflussen weitere Faktoren – wie beispielsweise die Ernährung, (mangelnde) körperliche Aktivität oder auch Begleiterkrankungen wie Diabetes sowie Medikamente – das Osteoporose-Risiko.15 Anscheinend spielt über Entzündungsvorgänge auch das Immunsystem dabei eine Rolle.16

Hat die Menopause auch Vorteile?

In den Wechseljahren und besonders mit der letzten Periode ändern sich viele Aspekte im Leben der Frauen. Das Wichtigste: Die fruchtbare Lebensphase endet. Dies empfinden viele Frauen als Freiheit, da Menstruationsbeschwerden sie nicht mehr plagen und sie sich keine Gedanken um die Verhütung machen müssen.2 Insbesondere Frauen, die eine starke Regelblutung oder starke Regelschmerzen hatten, erfahren jetzt eine deutlich verbesserte Lebensqualität.10 Auch Frauen mit Endometriose profitieren vom Nachlassen ihrer Beschwerden.17,18

Quellen:

  • 1 Frauenärzte im Netz. Monatszyklus. [Internet]. Berufsverband der Frauenärzte (Hrsg.). [latest update 2018 Mar 26, cited 2024 Nov 13]. Available from: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/zyklus-hormone/
  • 2 Frauenärzte im Netz. Wechseljahre & Wechseljahresbeschwerden. [Internet]. Berufsverband der Frauenärzte (Hrsg.). [latest update 2018 May 18, cited 2024 Nov 13]. Available from: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/wechseljahre-klimakterium/
  • 3 Frauenärzte im Netz. Hormonelle Umstellung in den Wechseljahren. [Internet]. Berufsverband der Frauenärzte (Hrsg.). [latest update 2018 May 18, cited 2024 Nov 13]. Available from: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/wechseljahre-klimakterium/hormonelle-umstellung-in-den-wechseljahren/
  • 4 Netdoktor.de Östrogendominanz. [Internet]. München: BurdaVerlag Publishing GmbH [latest update 2023 Jul 15, cited 2024 Nov 13]. Available from: https://www.netdoktor.de/laborwerte/oestrogen/oestrogendominanz/
  • 5 Dreisler E et al. Perimenopausal abnormal uterine bleeding. Maturitas. 2024 Jun: 184: 107944. [Internet]. [cited 2024 Nov 13]. Available from: https://www.maturitas.org/article/S0378-5122(24)00039-2/abstract
  • 6 Wathen PI et al. Abnormal uterine bleeding. Med Clin North Am. 1995 Mar; 79(2): 329-44. [Internet]. [cited 2024 Nov 13]. Available from: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7877394/
  • 7 Menopause-Gesellschaft.de. Blutungsstörungen in der Perimenopause. [Internet]. Marburg: Deutsche Menopause Gesellschaft e.V. [latest update 2019 Nov 16, cited 2024 Nov 13]. Available from: https://www.menopause-gesellschaft.de/themen/blutungsstorungen-in-der-perimenopause/
  • 8 Gesundheitsinformation.de. Starke Regelblutung [Internet]. Köln: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. [latest update 2021 May 5, cited 2024 Nov 13]. Available from: https://www.gesundheitsinformation.de/starke-regelblutung.html
  • 9 Dr.med. Reiss.com. Urogenitales Menopausensyndrom - was ist das? [Internet]. Hamburg: Dr. med. Jutta Reiss. [cited 2024 Nov 13]. Available from: https://www.drmed-reiss.com/wechseljahresbeschwerden/menopausensyndrom/
  • 10 Gesundheitsinformation.de. Wechseljahrsbeschwerden. [Internet]. Köln: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. [latest update 2023 Jan 2, cited 2024 Nov 13]. Available from: https://www.gesundheitsinformation.de/wechseljahrsbeschwerden.html
  • 11 Mendling W. Vaginales und kolorektales Mikrobiom – aktuelles Wissen und praktische Diagnostik; Teil 1. Frauenarzt 3/2022 [Internet]. Kulmbach, München: Publimed Medizin und Medien GmbH [cited 2024 Nov 13]. Available from: https://werner-mendling.de/wp-content/uploads/Vaginales-und-kolorektales-Mikrobiom-Teil-1-2022.pdf
  • 12 Leitlinienprogramm DGU: Interdisziplinäre S3-Leitlinie Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. [Internet]. Langversion 1.1-2, 2017 AWMF Registernummer: 043/044 [cited 2024 Nov 13]. Available from: https://register.awmf.org/assets/guidelines/043-044l_S3_Harnwegsinfektionen_2017-05.pdf
  • 13 Ärzteblatt.de. Rezidivierende Harnwegsinfektionen: Wie vermeiden und behandeln? Dtsch Arztebl 2015; 112(37): [16]. [Internet]. Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (Hrsg.) [cited 2024 Nov 13].  Available from: https://www.aerzteblatt.de/archiv/171807/Rezidivierende-Harnwegsinfektionen-Wie-vermeiden-und-behandeln
  • 14 Sekito T et al. Etiology of recurrent cystitis in postmenopausal women based on vaginal microbiota and the role of Lactobacillus vaginal suppository. Front Microbiol. 2023 May 18; 14: 1187479. [Internet] [cited 2024 Nov 13]. Available from: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10232810/
  • 15 Osteoporose und Wechseljahre. [Internet]. Düsseldorf: Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. Dachverband der Osteoporose Selbsthilfegruppen. [latest update 2019, cited 2024 Nov 13]. Available from: https://www.osteoporose-deutschland.de/wp-content/uploads/osteoporose-und-wechseljahre-2019-lay.pdf
  • 16 Deutschlandfunk.de. Osteoporose: Schuld sind nicht allein die Wechseljahre [Internet]. Köln: Deutschlandradio. [latest update 2009 Apr 14, cited 2024 Nov 13].  Available from: https://www.deutschlandfunk.de/osteoporose-schuld-sind-nicht-allein-die-wechseljahre-100.html
  • 17 Zakharenko N et al. Clinical Features of Endometriosis in Women in Perimenopause. Georgian Med News. 2018 Oct: (283): 26-29. (Abstract) [Internet] [cited 2024 Nov 13]. Available from: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30516485/
  • 18 Endometriose-App. Endometriose und die Wechseljahre. [Internet]. Chemnitz: Endo Health GmbH. [cited 2024 Nov 13]. Available from: https://endometriose.app/endometriose-und-die-wechseljahre/

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