Leiden Frauen ab Mitte 40 unter Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen, wird das sofort mit der Menopause in Verbindung gebracht. Es gibt aber auch Beschwerden, bei denen viele nicht direkt an die Wechseljahre denken: zum Beispiel Zyklusstörungen, Blasenentzündungen oder Osteoporose.
Die wichtigsten weiblichen Geschlechtshormone sind Östrogen und Progesteron. Sie werden vorwiegend in den Eierstöcken produziert und gehen mit einem regelmäßigen monatlichen Zyklus einher. Während des Heranreifens der Eizelle, des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut und der nachfolgenden monatlichen Blutung, wenn die Befruchtung ausbleibt, verändern sich die Hormonspiegel auf eine fein abgestimmte Weise.1
Ab der Lebensmitte beginnen bei Frauen normalerweise die Wechseljahre (Klimakterium), also die Jahre unmittelbar vor und nach der letzten Regelblutung (Menopause).2 Dann lässt die Produktion der Hormone nach, ihr Gleichgewicht zueinander verschiebt sich, und schließlich kommt es zum Hormonmangel. Das hat ganz verschiedene Auswirkungen im Körper der Frau.3
Häufig tritt während der Perimenopause, also in den Jahren vor der Menopause, zuerst eine sogenannte Östrogendominanz auf. Dabei steht viel Östrogen nur wenig Progesteron gegenüber. In der Folge kann der Menstruationszyklus gestört sein: Die Regelblutung kann von Zwischenblutungen begleitet sein, sie kann schwächer ausfallen, ganz ausbleiben – oder im Gegenteil deutlich stärker werden (Hypermenorrhoe) als sie vorher war.4
Übermäßige Blutungen sind ein häufiges Symptom in der Perimenopause.3,5,6 Sie treten insbesondere zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr7 auf und können die Lebensqualität der betroffenen Frauen erheblich beeinträchtigen. Bei der sogenannten Menorrhagie kann die Blutung länger als sieben Tage anhalten, und die Frauen verlieren mehr als 80 Milliliter Blut. Das kann zu einem Eisenmangel führen. 8 Auch verstärkte Beschwerden aufgrund des Prämenstruellen Syndroms (PMS) sind möglich.4
Sprechen Sie bei übermäßig starken Blutungen mit Ihrem Frauenarzt – es handelt sich dabei um ein medizinisch anerkanntes Problem, für das es verschiedene Behandlungsmethoden gibt. Falls sie bezüglich Ihrer Periode unsicher sind, können sie den Selbst-Check machen, ob sie noch normal ist.
Das Hormon Östrogen vermittelt seine Wirkungen über Östrogenrezeptoren. Diese sitzen zum Beispiel in der Scheide und dem äußeren Genital (Vulva), aber auch in der Harnröhre und der Blasenwand. Der zunehmende Östrogenmangel in den Wechseljahren sorgt bei zahlreichen Frauen für das sogenannte urogenitalea Menopausensyndrom, das mit allerlei Beschwerden verbunden sein kann:9
Wenn die Schleimhaut dünner und trockener wird, können Erreger leichter aufsteigen und eine Blasenentzündung (Zystitis) auslösen.9,10 Unterstützt wird das durch eine Veränderung der bakteriellen Besiedlung der Scheide (Vaginalflora), die ihren Schutzeffekt verliert.9
a Das Urogenitalsystem umfasst Harn- und Geschlechtsorgane
Wenn bei Mädchen die Pubertät einsetzt, sorgt die Produktion des Hormons Östrogen dafür, dass die Scheide von der typischen Scheidenflora – genauer: Milchsäurebakterien (Laktobazillen) – besiedelt werden kann. Diese „guten“ Bakterien produzieren Milchsäure, die den pH-Wert der Scheide senkt. Sowohl das saure Milieu als auch die Milchsäurebakterien bekämpfen potenziell krankmachende Bakterien – und können so auch vor Scheiden- und Blasenentzündungen schützen.11
In der Postmenopause produziert der Körper kaum noch Östrogen. Dadurch wird den Milchsäurebakterien die Nahrungsgrundlage entzogen, und die Bakterienbesiedlung in der Scheide verändert sich; auch der pH-Wert steigt. In der Folge geht die Schutzwirkung verloren.11
Daten der BARMER GEK aus den Jahren 2012 und 2013 zeigen: Bei Frauen ist in den drei Altersgruppen über 70, über 80 und über 90 Jahre die Häufigkeit von akuten Blasenentzündungen am höchsten.12 Genau dann also, wenn kaum noch Schleimhaut vorhanden ist.
Zur Vorbeugung wiederkehrender Blasenentzündungen empfiehlt die Leitlinie zu unkomplizierten Harnwegsinfekten Frauen in der Postmenopause die lokale Anwendung von Estriol, einem Östrogen. Vaginalcremes, die dies enthalten, sind zur Behandlung des Gewebeschwunds in der Scheide zugelassen. Wie eine Analyse mehrerer Studien ergab, kann lokales Estriol die Ansiedlung potenzieller Erreger verringern und den pH-Wert senken. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das Hormon den Schleimhautaufbau und dadurch die (Wieder-)Ansiedlung von Milchsäurebakterien fördern kann.12,13
Als vorteilhaft haben sich auch Zäpfchen (oder Kapseln) mit Laktobazillen erwiesen. Laut einer Studie können sie das wiederholte Auftreten von Blasenentzündungen vermindern.14 Dagegen steigert Restharn, der in der Blase verbleibt, die Rate von Blasenentzündungen.13
Nach der Menopause leidet etwa jede dritte Frau an einer krankhaften Veränderung des Knochenstoffwechsels, die zu einem verstärktem Knochenabbau führt.15
Im Knochengewebe laufen sowohl Auf- als auch Abbauprozesse ab. Dabei überwiegt in den ersten drei Lebensjahrzehnten der Aufbau. Verläuft er ungenügend, begünstigt er im späteren Leben eine Osteoporose. Denn danach dominiert der Abbau – und pro Jahr geht etwa ein Prozent der Knochenmasse verloren.15 Wird der natürliche Knochenabbau gesteigert, sprechen Fachleute von Knochenschwund (Osteoporose).15,16 So kann sich die Abnahme der Knochenmasse unter Östrogenmangel auf vier Prozent beschleunigen; Knochenqualität und -dichte nehmen ab. In der Folge können die Knochen durch Belastungen oder durch Stürze leichter brechen.15
Neben einem Östrogenmangel beeinflussen weitere Faktoren – wie beispielsweise die Ernährung, (mangelnde) körperliche Aktivität oder auch Begleiterkrankungen wie Diabetes sowie Medikamente – das Osteoporose-Risiko.15 Anscheinend spielt über Entzündungsvorgänge auch das Immunsystem dabei eine Rolle.16
In den Wechseljahren und besonders mit der letzten Periode ändern sich viele Aspekte im Leben der Frauen. Das Wichtigste: Die fruchtbare Lebensphase endet. Dies empfinden viele Frauen als Freiheit, da Menstruationsbeschwerden sie nicht mehr plagen und sie sich keine Gedanken um die Verhütung machen müssen.2 Insbesondere Frauen, die eine starke Regelblutung oder starke Regelschmerzen hatten, erfahren jetzt eine deutlich verbesserte Lebensqualität.10 Auch Frauen mit Endometriose profitieren vom Nachlassen ihrer Beschwerden.17,18