Starke Regelblutung
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Lesedauer: 3 Minuten

Gebärmutterentfernung: Das sollten Sie vorher wissen

Die Entfernung der Gebärmutter gehört in Deutschland zu den häufigsten gynäkologischen Operationen. Doch wann genau ist sie nötig, wie läuft sie ab – und mit welchen Risiken geht sie einher? Wir haben einen Experten gefragt.

Welche Erkrankung hat die Patientin?

Verschiedene Gründe können dazu führen, dass der Arzt einer Frau die Entfernung der Gebärmutter empfiehlt. „Bösartige Erkrankungen, wie beispielsweise Krebs der Gebärmutter oder des Gebärmutterhalses, sind lediglich in rund zehn Prozent der Fälle der Grund für eine Hysterektomie“, erklärt Dr. med. Rüdiger Söder, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe im mic.ma.mainz. In diesen Fällen gibt es meist keine Alternative zu dem operativen Eingriff. „Hier gilt es, den Tumor, soweit möglich, zu entfernen und so das Leben der Patientin zu erhalten.“

In den allermeisten Fällen jedoch raten Ärzte aufgrund gutartiger Erkrankungen zu einer Entfernung der Gebärmutter. „Dazu gehören zum Beispiel Myome. Das sind gutartige Wucherungen, die starke Beschwerden auslösen.“ Aber auch eine Senkung der Gebärmutter, zum Beispiel nach Geburten, eine sehr starke Regelblutung oder eine Endometriose können ein Grund dafür sein, das Organ zu entfernen.

Verschiedene Verfahren

Für die Hysterektomie stehen verschiedene operative Verfahren zur Verfügung. Welches davon das richtige ist, hängt vom individuellen Fall ab. „Unter anderem spielen die zugrunde liegende Erkrankung und der Gesundheitszustand der Patientin eine wichtige Rolle“, sagt Dr. Söder.

Muss die Gebärmutter aufgrund eines bösartigen Tumors entfernt werden, so wird das Organ meist über einen Bauchschnitt entfernt. „Der Vorteil dieser Methode ist, dass der Chirurg dabei auch den Bauchraum untersuchen und so feststellen kann, ob eventuell auch andere Organe vom Krebs betroffen sind.“ Diese Art der Operation nennt sich abdominale Hysterektomie.

Ist eine gutartige Ursache der Grund für die Entfernung, kam bislang unter bestimmten Voraussetzungen eine vaginale Hysterektomie infrage. „Das bedeutet, dass die Gebärmutter über die Scheide entfernt wird. Ein Bauchschnitt ist nicht nötig“, erklärt Dr. Söder.

„Allerdings wurde die vaginale Hysterektomie in den letzten Jahren mehr und mehr von minimalinvasiven endoskopischen Operationstechniken abgelöst“, so Dr. Söder. Die Eingriffe werden laparoskopisch, also mittels Bauchspiegelung durchgeführt. Durch kleine Schnitte in der Bauchdecke führt der Operateur sowohl eine kleine Kamera (Endoskop) als auch chirurgische Instrumente in den Bauchraum ein. Die Gebärmutter wird Stück für Stück entfernt – entweder durch die Scheide oder durch die Bauchdecke. Zu den Verfahren gehört zum Beispiel die laparoskopische suprazervikale Hysterektomie (LASH), bei der der Gebärmutterhals erhalten bleibt. Bei einer totalen laparoskopischen Hysterektomie (TLH) werden sowohl der obere Anteil der Gebärmutter, der sogenannte Gebärmutterkörper, als auch der Gebärmutterhals entfernt. „Der Vorteil des endoskopischen Vorgehens ist die Schonung des Beckenbodens und damit die Vermeidung operationsbedingter Harninkontinenz“, so der Experte.

Was sind mögliche Folgen?

Wie jeder medizinische Eingriff kann auch die Entfernung der Gebärmutter Komplikationen nach sich ziehen. „Während der Operation kann es zum Beispiel vorkommen, dass Nachbarorgane verletzt werden oder stärkere Blutungen auftreten. Und natürlich birgt auch die Narkose gewisse Risiken“, erklärt Dr. Söder. Nach dem Eingriff kann es zudem zu Wundheilungsstörungen oder Infektionen kommen. Die Heilungsphase nimmt je nach Art des Eingriffs mehrere Wochen in Anspruch.

Auch langfristig kann es zu negativen Begleiterscheinungen kommen. „So ist es zum Beispiel möglich, dass sich nach der Operation im Bauchraum Verwachsungen bilden, die bei manchen Frauen Beschwerden wie Schmerzen und Darmkrämpfe auslösen.“ Eine weitere langfristige Folge ist zugleich die offensichtlichste: Nach einer Hysterektomie kann eine Frau nicht mehr schwanger werden. Unter anderem trägt auch dieser Faktor dazu bei, dass der Eingriff auch psychische Folgen haben kann. „Einige Frauen empfinden den Verlust des Organs als Verlust ihrer Weiblichkeit“, erklärt Dr. Söder.

Zudem gehört die Periode fortan der Vergangenheit an – zumindest dann, wenn auch der Gebärmutterhals mit entfernt worden ist. Einige Frauen werden diese Begleiterscheinung sicher auch begrüßen.

Bei der LASH kann es durch den Erhalt des Gebärmutterhalses weiterhin zu zyklusbedingten monatlichen Schmierblutungen kommen. Nach Aussage des Gynäkologen sind diese aber nicht sehr stark und werden von Patientinnen meist nicht als belastend oder störend empfunden. Auch haben viele Frauen nach diesem Eingriff überhaupt keine Blutung mehr.

„Die LASH hat den Vorteil, dass nur das kranke Gewebe des Gebärmutterkörpers, zum Beispiel Myome oder Endometriose der Gebärmuttermuskulatur, entfernt wird“, erklärt der Gynäkologe. Der erhaltene Gebärmutterhals gewährleistet die Stabilität des Beckenbodens, die Scheide bleibt unverletzt und somit ohne Vernarbungen. Außerdem: „Die Auswirkungen auf das Sexualleben werden als positiv beschrieben. Insgesamt stellt die Mehrzahl der Frauen nach einer LASH einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität fest.“

Fragen Sie nach Alternativen

Nichtsdestotrotz stellt Dr. Söder klar, dass die Entscheidung für eine Hysterektomie nie leichtfertig gefällt werden sollte. „Nach Möglichkeit sollte immer versucht werden, organerhaltend zu operieren“, so der Experte. Falls Ihnen Ihr Arzt zu dem Eingriff rät, fragen Sie ihn immer nach möglichen Alternativen.“ Sind gutartige Erkrankungen der Grund dafür, dass die Gebärmutter entfernt werden soll, kommen häufig auch schonendere Eingriffe infrage.

Bei starken Regelblutungen beispielsweise kann der Patientin auch oft eine Verödung der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumablation) helfen. Dazu erklärt Dr. Söder: „Frauen, die eine normal große Gebärmutter aufweisen, die über keine nennenswerten Menstruationsschmerzen klagen und deren Hauptleiden in einer übermäßig starken Blutung besteht, sollten zunächst die Möglichkeit einer Endometriumablation in Betracht ziehen. In den meisten Fällen kann die Gebärmutter durch diesen kleinen ambulanten Eingriff erhalten bleiben. Erfahrungsgemäß ist die Zufriedenheit der Patientinnen sehr hoch.“

Viele Krankenkassen übernehmen zudem die Kosten, falls Patientinnen eine Zweitmeinung zum Thema Gebärmutterentfernung einholen möchten.

Komme ich jetzt in die Wechseljahre?

Wie sieht es aus mit den Hormonen? Komme ich nach der Entfernung der Gebärmutter sofort in die Wechseljahre? Diese Frage beschäftigt insbesondere jüngere Patientinnen vor der Menopause, die den Eingriff in Erwägung ziehen. „Das kommt ganz darauf an“, lautet die Antwort des Arztes. Denn es gibt verschiedene Arten der Hysterektomie. Je nach Ursache der Beschwerden wird lediglich der Gebärmutterkörper entfernt (subtotale Hysterektomie) oder aber auch der Gebärmutterhals mit herausgenommen (totale Hysterektomie). In einigen Fällen ist es ratsam, zusätzlich auch Eileiter und Eierstöcke zu entfernen.

Die Hormone, die bei der Frage nach den Wechseljahren von Bedeutung sind, werden in den Eierstöcken produziert. Bleiben diese erhalten – oder zumindest einer der beiden Eierstöcke – sind keine gravierenden Auswirkungen auf den Hormonhaushalt zu erwarten. Anders sieht die Sache aus, wenn beide Eierstöcke entfernt werden. „In diesem Fall findet keine Produktion der Geschlechtshormone mehr statt. Als Folge stellt sich das Hormonsystem der Patientin um und sie gerät quasi verfrüht in die Wechseljahre“, sagt Dr. Söder. Inklusive typischer Beschwerden wie Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen.

Der Experte:

Dr. med. Rüdiger Söder ist Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe im mic.ma.mainz.