Kennen Sie das auch: ein schmerzhaftes Ziehen, Drücken, Stechen oder Krämpfe im Unterleib kurz vor oder während Ihrer Menstruation?1-3 Viele Mädchen und Frauen leiden darunter. Mitunter strahlen die Schmerzen bis in den Rücken2,3 oder die Beine2 aus. Zusätzlich werden oft Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Müdigkeit beobachtet.2 Kein Wunder also, dass die Beschwerden die Lebensqualität beeinträchtigen sowie zu Einschränkungen oder Ausfallzeiten in der Ausbildung beziehungsweise im Beruf führen können.2,3
Fachleute sprechen bei solchen Schmerzen im Zusammenhang mit der Periode von Dysmenorrhö.1-3 Sie ist ein häufiges Phänomen: Studien zufolge sind zwischen 45 und 95 Prozent aller Frauen im fruchtbaren Alter betroffen.1 Im Rahmen einer aktuellen Untersuchung zum Thema Menstruation, herausgegeben von Plan International Deutschland e. V. und WASH United, gaben beispielsweise 72 Prozent der Befragten in Deutschland an, während der Regel Unterleibsschmerzen und Krämpfe zu haben. 39 Prozent nahmen dagegen Schmerzmittel ein, 28 Prozent nutzten naturheilkundliche Mittel beziehungsweise Hausmittel, um die Beschwerden zu lindern.4,5 Doch was hilft wirklich?
Eins vorweg: Grundsätzlich ist es immer ratsam, sehr starke, andauernde oder ständig wiederkehrende Unterleibsschmerzen ärztlich abklären zu lassen.3,6,7 Denn sie können viele sehr unterschiedliche Auslöser haben, die zum Teil ganz gezielt behandelt werden sollten − beispielsweise auch Harnwegsinfekte, entzündliche Darmerkrankungen oder Störungen im Muskel- und Skelettsystem.5
Treten Schmerzen im Unterbauch im Zusammenhang mit der Menstruation auf, steckt häufig eine primäre Dysmenorrhö dahinter. Sie beginnt meist bereits innerhalb des ersten Jahres nach der ersten Regelblutung (Menarche). Die Frauenärztin oder der Frauenarzt findet aber keine körperliche Ursache, die die Beschwerden erklären könnte. Experten nehmen an, dass in solchen Fällen eine verstärkte Ausschüttung körpereigener Entzündungsvermittler (etwa von Prostaglandinen) zu Problemen führt. Diese Substanzen fördern unter anderem das Zusammenziehen der Gebärmutter und drosseln die Durchblutung ihrer Schleimhaut, was beides weh tun kann. In der Behandlung kommen meist konservative Mittel wie Schmerztabletten oder Wärmeanwendungen zum Einsatz, um die Schmerzen akut oder vorbeugend zu lindern (siehe unten).1-3
Die Symptome einer sekundären Dysmenorrhö lassen sich hingegen auf Fehlentwicklungen im Beckenbereich zurückführen. Dazu gehören unter anderem die Endometriose (Gewebe, das der Uterusschleimhaut ähnelt, siedelt sich außerhalb der Gebärmutter an) oder Myome (gutartige Wucherungen in der Uterusmuskulatur).1-3 Die Therapie variiert je nach Art der krankhaften Veränderung und ist darauf ausgerichtet, die Grundursache zu beseitigen (zum Beispiel medikamentös, mit nicht-invasiven Eingriffen oder chirurgisch).3
Plagen sie Regelschmerzen, greifen viele Frauen zur Schmerztablette. Bei primärer Dysmenorrhö haben sich sogenannte nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen bewährt, die die Prostaglandin-Synthese hemmen.1-3 Mitunter werden auch krampflösende Medikamente (Spasmolytika) wie Butylscopolamin empfohlen.3 Besprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt, ob, wann und wie lange die Einnahme solcher Medikamente für Sie sinnvoll sein könnte. Bitte beachten Sie, dass Sie auch freiverkäufliche Schmerzmittel (Analgetika) ohne ärztlichen Rat nicht länger als drei Tage hintereinander und nicht öfter als zehnmal im Monat einnehmen sollten.8
Führen solche Präparate nicht zum erhofften Erfolg und/oder möchten Frauen ohnehin verhüten, bieten sich hormonelle Verhütungsmittel wie die Antibabypille an, zumal sie das Potenzial haben, zur Besserung beizutragen. Deren Einnahme kann, je nach Präparat, die Menstruation abschwächen, verkürzen oder verhindern − und somit auch die Regelschmerzen lindern.1,3,6,7
Neben der Einnahme von Arzneimitteln gibt es eine ganze Reihe von natürlichen Rezepten, um Regelschmerzen den Kampf anzusagen. Ob die Anwendung hilfreich ist, sollten Sie individuell ausprobieren. Zu den Klassikern zählen Wärmeanwendungen, die entspannend und durchblutungsfördernd wirken (etwa Vollbäder, Auflegen einer Wärmflasche oder Platzieren eines Wärmepflasters oder -gürtels aus der Apotheke auf dem schmerzenden Bereich).1,3,6,7 Auch etwas mehr Ruhe und Erholung erweisen sich häufig als wohltuend.6
Viele Frauen haben mit moderater sportlicher Betätigung sowie Atem- bzw. Entspannungstechniken (wie Yoga, Tai Chi) positive Erfahrungen gemacht.6,7 Lieben Sie tänzerische Aktivitäten, könnte zum Beispiel Zumba was für Sie sein: In einer Studie reduzierte das Training zu lateinamerikanischen Rhythmen (zweimal wöchentlich 60 Minuten für die Dauer von acht Wochen) die Dauer und Schwere der Regelschmerzen bei jungen Frauen mit primärer Dysmenorrhö.5,9 Einige kleinere Studien deuten auf positive Effekte durch die präventive Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie Omega-3- Fettsäuren3,10,11, Vitamin E12, Vitamin B113 oder Zink14 hin. Mithilfe von Magnesium3,15 soll Krämpfen ebenfalls vorgebeugt werden können; zudem scheint die Einnahme von Ingwer16 Regelschmerzen mitunter zu reduzieren. Unser Tipp: Sprechen Sie bei Interesse mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin darüber, ob solche Mittel für Sie infrage kommen und wie Sie diese gegebenenfalls sinnvoll anwenden können.
Die Periode verläuft höchst individuell. Bei einigen Frauen kann sie monatlich mit Unterleibsschmerzen verbunden sein, bei anderen wiederum ist sie ungewöhnlich stark oder dauert sehr lange an. Dies ist ebenfalls ein guter Grund, vertrauensvoll eine gynäkologische Praxis aufzusuchen (holen Sie sich hier Tipps für das Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt). Fachleute sprechen bei einer übermäßig starken und langen Regelblutung von Menorrhagie. Auch diese kann unterschiedliche Ursachen haben. Die gute Nachricht: Es gibt verschiedene und schonende Behandlungsoptionen.17 Mehr dazu lesen Sie hier.
1. Segerer S. Dysmenorrhö: Diagnostik und Therapie. In: Costa SD, Scharl A, Stute P, Janni W (eds) Die Gynäkologie. 2021. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. doi.org/10.1007/978-3-662-47329-0_16-1; [first online 2021 July 16, cited 2023 Oct 8]. Available from: www.springermedizin.de/emedpedia/die-gynaekologie/dysmenorrhoe-diagnostik-und-therapie
2. Pinkerton JAV. Dysmenorrhoe. MSD Manual. Ausgabe für medizinische Fachkreise. Überprüft/überarbeitet Dez 2020 [cited 2023 Oct 8]. Available from: www.msdmanuals.com/de-de/profi/gyn%C3%A4kologie-und-geburtshilfe/menstruationsst%C3%B6rungen/dysmenorrhoe.
3. Wildenrath C. Unterleibsschmerzen. Dysmenorrhö hat viele Ursachen. PZ Pharmazeutische Zeitschrift. Stand: 16.12.2018 [cited 2023 Oct 8]. Available from: www.pharmazeutische-zeitung.de/dysmenorrhoe-hat-viele-ursachen/
4. Tschacher A, Ulferts C, Hofmann K et al. Menstruation im Fokus. Erfahrungen von Mädchen und Frauen in Deutschland und weltweit. Plan International Deutschland e. V. Hamburg, 2022. [cited 2023 Oct 8]. Available from: www.plan.de/fileadmin/website/04._Aktuelles/Kampagnen_und_Aktionen/Menstruationsumfrage/Plan-Umfrage_Menstruation-A4-2022_final.pdf
5. DGPFG e. V. Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe (federführende Fachgesellschaft). S2K-Leitlinie Chronischer Unterbauchschmerz der Frau. AWMF-Registernr.: 016-001. Erstveröffentlichung 11/1998, Überarbeitung von 11/2022 [cited 2023 Oct 8]. Available from: register.awmf.org/de/leitlinien/detail/016-001
6. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Regelschmerzen. Aktualisiert am 22. März 2023 [cited 2023 Oct 8]. Available from: www.gesundheitsinformation.de/regelschmerzen.html
7. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Regelschmerzen − Infos für Mädchen. Aktualisiert am 22. März 2023 [cited 2023 Oct 8]. Available from: www.gesundheitsinformation.de/regelschmerzen-infos-fuer-maedchen.html
8. ABDA − Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. Schmerzmittel in der Selbstmedikation nicht immer unkompliziert. Pressemitteilung, Berlin 23.7.2023 [cited 2023 Oct 8]. Available from: www.abda.de/aktuelles-und-presse/newsroom/detail/schmerzmittel-in-der-selbstmedikation-nicht-immer-unkompliziert/
9. Samy A, Zaki SS, Metwally AA et al. The Effect of Zumba Exercise on Reducing Menstrual Pain in Young Women with Primary Dysmenorrhea: A Randomized Controlled Trial. J Pediatr Adolesc Gynecol. 2019;32(5):541-545. doi: 10.1016/j.jpag.2019.06.001. [Epub 2019 Jun 11, cited 2023 Oct 8]. Available from: www.jpagonline.org/article/S1083-3188(19)30213-X/fulltext
10. Rahbar N, Asgharzadeh N, Ghorbani R. Effect of omega-3 fatty acids on intensity of primary dysmenorrhea. Int J Gynaecol Obstet. 2012;117(1):45-7. doi: 10.1016/j.ijgo.2011.11.019. [Epub 2012 Jan 17, cited 2023 Oct 8]. Available from: obgyn.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1016/j.ijgo.2011.11.019
11. Harel Z, Biro FM, Kottenhahn RK et al. Supplementation with omega-3 polyunsaturated fatty acids in the management of dysmenorrhea in adolescents. Am J Obstet Gynecol. 1996 Apr;174(4):1335-8. doi: 10.1016/s0002-9378(96)70681-6 [cited 2023 Oct 8]. Available from: www.ajog.org/article/S0002-9378(96)70681-6/fulltext
12. Matsas A, Sachinidis A, Lamprinou M et al. Vitamin Effects in Primary Dysmenorrhea. Life (Basel);13(6):1308. doi: 10.3390/life13061308 [cited 2023 Oct 8]. Available from: www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10303710/pdf/life-13-01308.pdf
13. Abdollahifard S, Rahmanian Koshkaki A, Moazamiyanfar R. The effects of vitamin B1 on ameliorating the premenstrual syndrome symptoms. Glob J Health Sci. 2014;6(6):144-53. doi: 10.5539/gjhs.v6n6p144 [cited 2023 Oct 8]. Available from: www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4825494/pdf/GJHS-6-144.pdf
14. Obiagwu HI, Eleje GU, Obiechina NJA et al. Efficacy of zinc supplementation for the treatment of dysmenorrhoea: a double-blind randomised controlled trial. J Int Med Res. 2023; 51(5): 3000605231171489. doi: 10.1177/03000605231171489 [cited 2023 Oct 8]. Available from: www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10184220/pdf/10.1177_03000605231171489.pdf
15. Parazzini F, Di Martino M, Pellegrino P. Magnesium in the gynecological practice: a literature review. Magnes Res. 2017;30(1):1-7. English. doi: 10.1684/mrh.2017.0419 [cited 2023 Oct 8]. Available from: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28392498/
16. Chen CX, Barrett B, Kwekkeboom KL. Efficacy of Oral Ginger (Zingiber officinale) for Dysmenorrhea: A Systematic Review and Meta-Analysis. Evid Based Complement Alternat Med. 2016; 2016: 6295737. doi: 10.1155/2016/6295737 [Epub 2016 May 5, cited 2023 Oct 8]. Available from: www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4871956/pdf/ECAM2016-6295737.pdf
17. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Starke Regelblutung. Aktualisiert am 05. Mai 2021 [cited 2023 Oct 8]. Available from: www.gesundheitsinformation.de/starke-regelblutung.html